Agentur für Baukultur soll gesellschaftliche Bedeutung von Baukultur und baukulturellem Erbe stärken
Wien (PK) – Der vierte Baukulturreport - vorgelegt vom Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport - schlägt auf Basis einer Analyse nationaler Problemstellungen und internationaler Beispiele baukultureller Förderungen und Maßnahmen ein Konzept für Österreich vor (III-590 d.B.). Dieses Maßnahmenkonzept soll Ressourcen für Baukulturförderung, Forschungsförderung, Beratung und Kooperation sowie Qualitätsentwicklung aufbauen. Um dies institutionell zu verankern, empfehlen die AutorInnen des Reports die Einrichtung einer Agentur für Baukultur. Diese soll dem hierzulande zu geringen Stellenwert von Baukultur und kulturellem Erbe entgegen treten und deren Bedeutung stärken. Dazu soll sich die Agentur auf die vier Tätigkeitsfelder Baukulturförderung für Städte und Gemeinden, Forschungsförderung, Beratung und Kooperation sowie Qualitätsentwicklung konzentrieren. Rechtlich verankert werden sollen die Agentur sowie die Ziele der Bundesbaukulturpolitik in einem Bundesbaukulturgesetz.
Analyse: Baukultur und kulturelles Erbe wird zu gering geschätzt
In einer Analyse führen die AutorInnen als Ausgangspunkt die aktuellen Problemstellungen in Österreich an. So würden hierzulande die Baukultur und das kulturelle Erbe zu gering geschätzt. Oft werde auch inadäquate, billige Verbrauchsarchitektur produziert, statt auf Nachhaltigkeit, architektonische Qualität und Raumeffizienz zu setzen. Der Funktionsverlust von Stadt- und Ortskernen durch Zersiedelung habe die Abhängigkeit vom motorisierten Individualverkehr und den Bodenverbrauch gesteigert. Die Möglichkeiten der Baukultur zur Reduktion des CO2-Ausstoßes und damit zur Eindämmung der Klimakrise beizutragen sowie den Verlust an Biodiversität zu bremsen, werde bisher ebenso nur in geringem Ausmaß genützt.
Förderungen und Struktur für Baukultur nötig
Um diesen Problemen entgegenzuwirken, bedarf es laut den Ergebnissen Förderungen und einer Struktur für Baukultur. Die AutorInnen schlagen hierfür eine Agentur für Baukultur vor. Diese soll Ressourcen für Baukulturförderung, Forschungsförderung, Beratung und Kooperation sowie Qualitätsentwicklung aufbauen. Dazu kommen Entwicklung, Erprobung und Evaluierung neuer Lösungsansätze. Bisher existiere keine Institution, die sich vorrangig baukulturelle Qualität zur Aufgabe macht, unterstreichen die AutorInnen die Notwendigkeit einer Agentur. Langfristiges Ziel der Agentur soll sein, weitgehend alle öffentlichen Mittel für das Bauen an Qualitätskriterien zu binden.
Inhaltlich soll die Agentur die Steigerung der gesellschaftlichen Bedeutung von Baukultur und baukulturellem Erbe, die Stärkung von Stadt- und Ortskernen, die Nutzung der Baukultur für die Reduktion der CO2-Emissionen sowie den Bodenschutz unterstützen. Außerdem soll die Gleichheit beim Raumzugang sowie qualitätsorientierteres und effizienteres öffentliches Bauen gestärkt werden. Im Bereich der Legistik soll Baukulturpolitik stärker Berücksichtigung finden.
Die Struktur der Agentur für Baukultur
Die Agentur für Baukultur soll sich auf die vier Tätigkeitsfelder Baukulturförderung für Städte und Gemeinden, Forschungsförderung, Beratung und Kooperation sowie Qualitätsentwicklung konzentrieren. Inhaltlicher Handlungsrahmen für die Tätigkeit der Agentur sind die baukulturellen Leitlinien des Bundes. Die geplante Agentur soll in Kooperation mit GeldgeberInnen Programme entwickeln, die höhere baukulturelle Qualität anstreben.
Baukulturförderung für Städte und Gemeinden
Das erste und umfangreichste Tätigkeitsfeld der vorgeschlagenen Agentur soll ein Baukulturförderprogramm für Städte und Gemeinden sein. Dieses soll baukulturell herausragende Bauprojekte finanziell unterstützen. Die Agentur soll dazu eine von ihr allein getragene Förderung und/oder Add-on-Förderungen in Kooperation mit anderen FördergeberInnen anbieten. Der Kreis der potenziellen FörderempfängerInnen soll möglichst groß angesetzt werden, vorausgesetzt, die Projekte sind den genannten Qualitätskriterien und dem Ziel des Gemeinwohls verpflichtet.
Forschungsförderung
Das zweite Tätigkeitsfeld der Agentur für Baukultur ist Forschungsförderung im Bereich Baukultur. Der Schwerpunkt soll bei Calls zu bestimmten Forschungsthemen liegen. Das Programm soll einerseits eine Analyse von bestehenden Rahmenbedingungen im Bereich der Baukultur samt Empfehlungen für Verbesserungen und andererseits Innovationen und Experimente fördern.
Beratung, Kooperation und Qualitätsentwicklung
Die Agentur für Baukultur soll breite Kompetenz und ausreichende Kapazität erhalten, um die Politik auf Bundes- und Landesebene zu beraten. Im Bereich der Kooperationen soll die Agentur die vielen verschiedenen Felder der Baukulturförderung und -politik verbinden. Das Aufgabenfeld Qualitätsentwicklung soll der Verbesserung von baukulturellen Projekten der öffentlichen Hand dienen. Dazu soll es etwa Wettbewerbe sowie Planungs- und Gestaltungsbeiräte geben.
Budget
In Summe wären für die Umsetzung der vorgeschlagenen Maßnahmen 104,6 Mio. € von Bundesseite zusätzlich zu den bestehenden Baukulturbudgets pro Jahr notwendig. Es wird vorgeschlagen, dass das Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport (BMKÖS) gemeinsam mit einem weiteren Ressort den Basisbetrieb der Agentur für Baukultur sowie das Baukulturförderprogramm für Städte und Gemeinden finanziert. Die Beteiligung weiterer Bundesressorts und der Länder ist ein mittelfristiges Ziel. Für das Baukulturförderprogramm wird im Vollausbau ein jährliches Volumen von 80 Mio. € von Bundesseite angenommen. Damit lassen sich je nach Ausrichtung jährlich etwa 30 bis 40 neue Projekte fördern.
Rechtliche Verankerung in einem Bundesbaukulturgesetz
Im Baukultur-Report wird vorgeschlagen, ein Bundesbaukulturgesetz zu schaffen. Darin sollen einerseits die Ziele der Bundesbaukulturpolitik mit Blick auf die Förderung und Stärkung von Baukultur und baukulturellem Erbe und in dieser Folge auch die Einrichtung und institutionelle Ausgestaltung der Agentur für Baukultur verankert werden. (Schluss) pst