22.15

Abgeordnete Dipl.-Kffr. (FH) Elisabeth Pfurtscheller (ÖVP): Herr Präsident! Sehr geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuseherinnen und Zuseher, sofern Sie zu dieser späten Stunde noch bei uns sind! Wir kommen zur ersten Lesung des Antigendern-Volksbegehrens. Rund 154 000 Menschen in Österreich haben dieses Volksbegehren unterstützt, und sie wollen damit erreichen, dass Gendern nicht verpflichtend ist.

Nun, wir alle hier in diesem Haus wissen: Die Genderdebatte, die Debatte über das Verwenden einer gendergerechten Sprache, wird sehr emotional geführt, und zwar von beiden Seiten, von den Befürwortern und Befürworterinnen genauso wie von den Gegnern und Gegnerinnen. Ich freue mich schon auf eine sehr spannende Diskussion, die wir dann im Ausschuss haben werden, möchte aber versuchen, heute in meinem Eingangsstatement ein paar Punkte festzulegen, auf die wir uns vielleicht einigen können, alle, wie wir hier sitzen und uns mit dem Thema befassen, die sehr grundsätzlich sind und von denen ich hoffe, dass wir uns entlang dieser Punkte ein Stück weit im Ausschuss austauschen können.

Ich glaube, die Genderdebatte hat zwei Seiten. Es geht ganz stark natürlich um die Menschen, und ich glaube, wir sind uns hier herinnen alle einig: Menschen wollen wahrgenommen werden; jeder Einzelne, jede Person wünscht sich das. Menschen wollen geschätzt werden; ich glaube, auch das, diese Meinung teilen wir hier. Und Menschen wollen nach Möglichkeit direkt angesprochen werden, und zwar in der richtigen Form. Vor allem in den letzten Jahren und vielleicht im letzten Jahrzehnt hat sich dieser Wunsch noch verstärkt.

Auf der anderen Seite haben wir die Sprache. Die Sprache soll uns Menschen ja miteinander verbinden, sie soll uns dazu dienen, uns auszutauschen, uns auf Dinge zu verständigen, und auch, Konflikte auszutragen. Und wir alle wissen: Sprache hat Macht – gerade wir als Politikerinnen und Politiker wissen das sehr genau –, Sprache macht etwas mit uns, und Sprache kann sich weiter­entwickeln. (Abg. Amesbauer: Also Sie sind fürs Gendern?! Das wundert mich!) Ich glaube, auch da können alle zustimmen: Die Sprache hat sich über die letzten Jahrhunderte natürlich immer weiterentwickelt.

Die Fragen, denen wir uns dann im Ausschuss, glaube ich, stellen müssen, sind: Will ich mein Gegenüber mit meiner Sprache erreichen oder gehe ich nur von mir aus, will ihm sozusagen meine Sprache aufdrängen und ist es mir wurscht, wie es meinem Gegenüber mit meiner Sprache geht? (Abg. Amesbauer: Oder folge ich der Rechtschreibung und Grammatik?) – Kollege Amesbauer, das kann man von beiden Seiten diskutieren (Abg. Amesbauer: Nein! – Heiterkeit bei den Grünen – Ruf bei den Grünen: Was ist denn das für eine Diskussion? – weitere Zwischenrufe bei den Grünen), und ich glaube, das sind die grundsätzlichen Punkte, die wir - - (neuerlicher Zwischenruf des Abg. Amesbauer) – Ja, es ist schwierig, mit Kollegen Amesbauer vernünftig über Themen zu reden. (Abg. Amesbauer: Das stimmt, ja!)

Vielleicht hören Sie sich meine Rede einfach im Nachgang noch einmal an! (Abg. Amesbauer: Nein, danke! Es ist eh schon spät!) Dann werden Sie feststellen, dass es überhaupt nicht wertend war, nie wertend war und ich mich weder für die eine noch für die andere Sache ausgesprochen habe (Abg. Amesbauer: Das haben wir ja klar herausgehört!), sondern versucht habe, einen neutralen Standpunkt einzunehmen. (Ruf bei der ÖVP: Er kapiert’s nicht!) Entlang dieses Standpunktes werden wir hoffentlich im Ausschuss diskutieren können (Abg. Amesbauer: Ihr seid der Wokeness verfallen!), und ich darf jetzt vielleicht meiner Freude Ausdruck verleihen, lieber Kollege Amesbauer, dass du nicht Mitglied im Gleichbehand­lungsausschuss bist. (Abg. Amesbauer: Na Gott sei Dank!) – Danke schön. (Heiter­keit und Beifall bei ÖVP und Grünen. – Abg. Amesbauer: Ich war da einmal zu Gast! ...!)

22.19

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Schatz. – Bitte.

 

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